In eine überaus interessante Gegend führte in diesem Frühjahr die Tour des AWO Ortsvereins Engelskirchen-Ründeroth. Mit dabei waren 50 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die Reise ging nach Rheinland-Pfalz und dort nach Idar-Oberstein und Umgebung. Es ging wie immer los als „Sammelbus“ von Wiehlmünden bis Loope mit Hans Henkel und seiner Tochter Bibi als Organisatoren und Martin, dem erfahrenen und beliebten Busfahrer der Firma Schinker.
In bester Stimmung erreichten wir Idar-Oberstein und unser Hotel: ein B&B, direkt am Stadtzentrum. Ganz neu und kleine Überraschung: es gab keine Zimmerschlüssel und nicht das gewohnte Einchecken. Stattdessen für jeden eine kleine Karte mit einem Code: Sternchen, Zahlenkombination, Raute. Das Ungewohnte wurde in kürzester Zeit zur Routine. Pünktlich waren wir nachdem Beziehen der Zimmer wieder am Bus. Nicht ganz so pünktlich erwies sich dann unser Stadtführer, den wir aus seinem, wahrscheinlich wohlverdienten Mittagsschläfchen rissen. Er entschädigte uns aber mit äußerst interessanten Fakten und seiner charmanten Art. Zuerst ging es per Bus von Oberstein nach Idar. Die Stadt als solche besteht seit 1932 mit insgesamt 13 Stadtteilen und 14 Kirchen, was auf die ehemals eher ländliche Struktur hinweist.

Nach Rheinland-Pfalz reisten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Ortsverein Engelskirchen-Overath
Bekannt ist die Stadt besonders für ihre Schmuckindustrie und das Knowhow der Bearbeitung der Steine. Sie ist neben Antwerpen mit dieser spezialisierten Industrie das europäische Zentrum der Edelstein- und Diamantenverabeitung und war Heimat der einzigen Diamantenbörse in Deutschland.
Die Geschichte der Edelsteinverarbeitung
Mit den Edelsteinminen besitzt die Stadt Idar-Oberstein eine seltene und hochinteressante mineralogische Sehenswürdigkeit: Die ersten Funde weisen schon auf die Römerzeit hin. Die älteste Urkunde über die Achatgräberei stammt wohl aus dem Jahre 1454. Im 18. Jahrhundert waren die Steinfunde seltener, das Klima machte die Landwirtschaft immer weniger ertragreich und es kam zu einer großen Auswanderungswelle nach Brasilien. Und siehe da, die Edelsteine lagen dort sozusagen auf den Feldern herum und brauchten nur aufgehoben zu werden. Man war pfiffig und arrangierte sich mit der damals üblichen Segelschifffahrt, Die Steine kamen als Ballast auf die Schiffe nach Europa und wurden hier nach Idar-Oberstein verfrachtet, denn da hatte man das Knowhow der Schleiferei. Über 9000 Schleifer waren beschäftigt und es wurde viel Geld verdient.
Hinzu kam, dass durch den Krieg 1870/71 die Zollgrenzen zwischen Frankreich und Preußen fielen und sozusagen goldene Zeiten anbrachen. Viele Stadtvillen im Ort zeugen davon. Die Stadtvillen aus dem 18. Jahrhundert weisen auf den Wohlstand zu der Zeit hin. Man erzählt bis heute, dass immer, wenn Deutsch-Brasilianer nach Idar-Oberstein kamen, die Töchter im heiratsfähigen Alter besonders ausstaffiert wurden. Und bis heute spielt diese die Edelsteinschleiferei eine große Rolle, denn das Knowhow der Bearbeitung ist da. Ein zweiter großer Arbeitgeber ist übrigens die Firma Fissler, deren Töpfe und Pfannen zwar nicht gerade preiswert sind, aber ein Leben lang halten.
Zurück in den Ort selbst zur Stadtführung. Den Fluss, die Nahe, sucht man vergebens, da die Stadt seit den 1980-er Jahren den Fluss überbrückt hat, heißt der Fluss fließt im Tunnel und der Autoverkehr läuft außen um die Altstadt herum. Diese lädt nun mit vielen Cafés, Eisdielen, dem Deutschen Mineralienmuseum, Schmuckläden und kleinen Plätzen zum Verweilen ein und wurde von uns auch heftig frequentiert. Am ersten Abend ging es noch hinaus zum Flugplatz. Bis 1886 war dort das 1. Elsässische Artillerieregiment stationiert, heute befindet sich hier mit der Klotzberg Kaserne die einzige Artillerieschule der Bundeswehr, der Flugplatz ist als Militärflugplatz und Zivillandeplatz klassifiziert. Er ist geeignet für Motorflugzeuge, Helikopter, Motorsegler und Segelflugzeuge. In der Flugplatzgaststätte, Hans hatte für uns vorausschauend reserviert, lernten wir eine besondere Spezialität, den „Original Idar-Obersteiner Spießbraten“ mit einem Gewicht von mindestens 350 Gramm kennen der dort auf dem offenen Feuer jeweils frisch zubereitet wird. Die Unerschrockenen unter uns griffen auch beherzt zu.

Ein Besuch im Bergwerk stand ebenfalls auf dem Programm
Am nächsten Tag ging es dann ins Kupferbergwerk nach Fischbach. Dort konnten wir uns in zwei Gruppen aufteilen. Im barrierefreien Stollenwurden wir von Mücken und einem netten Bergwerkführer empfangen. Wir freuten uns über ihn, die Fledermäuse im Inneren freuten sich über die Mücken. Es gibt eine große Fledermauspopulation, die sehr genau beobachtet und untersucht wird und wir dachten dabei unwillkürlich an Dr.Gero Karthaus, unseren Bürgermeister. Der Weg innen war sehr gut mit dem Rollator zu laufen. Die zweite Gruppe hatte dagegen mit einem längeren Anmarschweg zu tun, wurde aber von Bibi sehr vorausschauend mit Wasser versorgt. Dort wurden wir von Heike, die uns durch den Berg führen würde und im Eingang von einer Figur der Heiligen Barbara, als Schutzpatronin der Bergleute empfangen.
Die schwere Arbeit in der Mine
In der Höhle, übrigens die größte von Menschenhand geschlagene in Europa wurde seit 1792 Kupfererz abgebaut. Die Bergarbeiter schufteten darin in Schichten von zwölf Stunden bei nahezu völliger Dunkelheit mit einfachsten Werkzeugen – und man muss wissen, dass man in einer solchen Schicht gerade einmal zwei bis drei Zentimeter vom Felsen wegklopfen konnte. Das macht die Ausmaße der Höhle mit bis zu 30 Metern hohen Hohlräumen noch überwältigender. Auch viele Kinder arbeiteten dort, die den Steinstaub einatmeten. Sie blieben dadurch im Wachstum zurück und man vermutet die Geschichten und Märchen mit den Zwergen haben hier ihren Ursprung. Man konnte die Vergangenheit spüren. Heute reift in der Höhle der „Steiger Käse“, eine Kostprobe gab es leider nicht. Dafür eine Kaffeepause in der Kupferschmiede im herrlichen Sonnenschein, den wir umso mehr genießen konnten.
250 Stufen nach oben
Dann auf nach Herrstein, einem mittelalterlichen Ort, der uns in die Zeit vor nahezu 500 Jahren entführte. Hier bestaunten wir mit einem sachkundigen Führer in mittelalterlicher Gewandung die wunderschön restaurierten Fachwerkhäuser, den Uhrturm, die Kirche, den Wehrgang und den Schinderhannesturm. In der Schmiede konnten wir bei der Fertigung von kleinen Kräutersicheln zuschauen, wie sie wahrscheinlich schon Hildegard von Bingen benutzt hat. In der Zehntscheine konnten wir den Tag bei lokalen Köstlichkeiten, Bier und Radler den Tag ausklingen lassen. Am nächsten Morgen stiegen die Unentwegten die 250 Stufen hoch zur Felsenkirche, die um 1482 hier gebaut wurde. Vorher war an dieser Stelle seit dem Jahre 1000 Haus Stein, da es für die Höhlenburg eine gute Wasserversorgung gab. Die Quelle ist bis heute vorhanden. Der Taufstein ist aus dem 15. Jahrhundert im Original erhalten, ebenso der große Flügelaltar. Dazu auf dem Altar eine filigrane Christurfigur aus Kristall von einem neuzeitlichen Künstler.





Von der Burg ins Museum
Die gesamte Gruppe machte sich nach dem Frühstück auf ins Edelsteinmuseum. Auf drei Etagen, auch hier barrierefrei mit Aufzug, konnten wir in der stilvoll restaurierten Gründerzeitvilla alle Edelsteinarten der Welt in mehreren tausend Exponaten betrachten, die das meisterliche Können vieler Generationen von Edelsteinschleifern und Graveuren aus der Region dokumentieren. Am Nachmittag ging es dann in die Mine selbst und wir waren nur noch beeindruckt, diese Steine und in ihrer Kompaktheit im Berg selbst zu sehen. Im Steinkaulenberg findet man unter anderem Achat und Amethyst. Die Achate finden sich als runde Knollen im Vulkangestein. Enthalten sie einen Hohlraum, spricht man von einer Druse, sind sie völlig ausgefüllt, spricht man von einer Mandel.
Die Drusen sind im Inneren meistens mit Kristallen von Amethyst, Rauchquarz oder Bergkristall ausgekleidet. Man kann nur mit Staunen und Ehrfurcht an die ungeheure Arbeitsleistung denken, die unsere Vorfahren hier in jahrhundelangem Ringen um die Schätze des Berges vollbracht haben. Hier schließt sich dann der Kreis zur Entdeckung von Achaten in Brasilien durch die Auswanderer der Region im Jahre 1827. Dort wurden die Steine in nie bekannter Größe und Schönheit auf dem freien Feld, in Flussläufen usw. gefunden. Ab da lohnte der Abbau der heimischen Lagerstätten nicht mehr und wurde nach und nach eingestellt. Was blieb war das Wissen um die Bearbeitung, das Schleifen der Steine.
Am letzten Tag der Reise ging es dann hoch über den Ort hinauf zum Schloss Oberstein. Die Aussicht dort ist großartig und das Schloss ist allemal einen Besuch wert. Durch einen Brand im Jahre 1855 wurde das schon vorher arg vernachlässigte Schloss zur Ruine. Dank der gemeinschaftlichen Anstrengungen des Burgenvereins, des Amtes für Denkmalpflege und der Stadt Idar-Oberstein wurde der weiter Verfall verhindert und es gibt weiterhin große Anstrengungen, das historische Bauwerk auf Dauer zu erhalten.
Es war eine großartige Tour, viele Eindrücke und Neues Wissen, köstlich regionale Spezialitäten und vor allem eine freundliche, freundschaftliche Atmosphäre!
Danke an die AWO!
Text: Dawn Stiefelhagen / Fotos: Dawn Stiefelhagen und Gabi Grüner

Senior*innen: 02263 / 9624-0
Kindertagesstätten: 02263 / 9624-284
Bildungsangebote
Entdecken Sie die Vielfalt der Bildungsangebote der Arbeiterwohlfahrt! Von kreativen Workshops über spannende Weiterbildungen bis hin zu berufsbegleitenden Kursen – bei uns finden Sie alles, um Ihre Talente zu entfalten und Ihre Karriere voranzubringen.
Zu den Bildungsangeboten
DRO Dienstleistungs-GmbH Rhein-Oberberg
Erfahren Sie mehr über die DRO Dienstleistungs-GmbH Rhein-Oberberg.
Mehr erfahrenPartner & Links
Die vielfältigen Partner der Arbeiterwohlfahrt (AWO) spielen eine große Rolle bei der Förderung von sozialem Wandel und Solidarität. Erfahren Sie mehr über die engagierten Organisationen, die mit der AWO zusammenarbeiten.
Mehr erfahren- Kinderschutz
- Familienzentren und Kitas
- Waldkindergärten
- OGS - Offene Ganztagsschulen
- Schule Sekundarstufe I
Unsere Kinderschutzfachkraft
Die Kinderschutzfachkraft (insoweit erfahrene Fachkraft) steht den Mitarbeiter*innen des AWO-Kreisverbands Rhein-Oberberg vielfach zur Seite. Zu ihren Hauptaufgaben zählen die Prozessbegleitung als Beraterin in Fällen von Kindeswohlgefährdung sowie die Ausgestaltung von Schulungen und Fortbildungen zum Thema des Kindeschutzes.
Mehr erfahren
Jugendberatung bei der Arbeiterwohlfahrt
Die Jugendberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) bietet jungen Menschen Unterstützung und Orientierung in verschiedenen Lebenslagen. Unsere qualifizierten Beraterinnen und Berater stehen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Seite, um ihnen bei persönlichen, schulischen und beruflichen Herausforderungen zu helfen. Wir bieten individuelle Beratungsgespräche, Workshops und Gruppenangebote, um die persönlichen und sozialen Fähigkeiten der Jugendlichen zu stärken. Dabei legen wir besonderen Wert auf Vertraulichkeit und ein vertrauensvolles Miteinander, um den jungen Menschen die bestmögliche Unterstützung zu bieten.
Mehr erfahren
Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe bei der Arbeiterwohlfahrt
Die Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe der Arbeiterwohlfahrt (AWO) richtet sich an junge Menschen, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden und Unterstützung benötigen. Ziel ist es, diesen Jugendlichen Perspektiven zu eröffnen, ihre sozialen Kompetenzen zu fördern und ihnen den Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern. Durch individuelle Beratung, Betreuung und verschiedene Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen hilft die AWO jungen Menschen dabei, ihre Potenziale zu entfalten und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Mehr erfahren- Otto Jeschkeit Altenzentrum Ründeroth
- Seniorenzentrum Wiehl
- Gesundheits- und Sozialpflegezentrum
- Seniorengerechte Wohnungen
Otto Jeschkeit Altenzentrum Ründeroth
Seniorenzentrum Wiehl
Durch fachliche Kompetenz, Empathie, Wertschätzung und einem respektvollen Umgang wird den Bewohnern/innen eine professionelle fach- und sachgerechte Pflege ermöglicht, die zur Lebensqualität, Zufriedenheit und zum Wohlbefinden beiträgt.